Fahrzeuggeschichte der Feuerwehr Seester
Die Einsatzfahrzeuge sind – nach den Kameradinnen und Kameraden mit ihrem Wissen und Handeln – wohl der wichtigste Baustein einer schlagkräftigen Feuerwehr.
Voraussichtlich im Herbst 2016 wird die Freiwillige Feuerwehr Seester ein neues Löschfahrzeug in Dienst stellen können. Grund genug, einen Blick zurück zu werfen auf die Entwicklung der Fahrzeugtechnik bei den Seesteraner Brandbekämpfern - in Form einer kleinen Web-Serie, die in den Monaten März und April 2016 entstanden ist.
Teil 1 - Kraftfahrspritze "Benz" von 1939
Auf die in der Gemeinde vorhandenen Handdruckspritzen mit einer Leistung von 400 Litern pro Minute, die jeweils in den Ortsteilen Seester und Kurzenmoor vorgehalten wurden, folgte 1929 die erste eigene Motorspritze vom Typ „Siegerin“. Bereits seit 1924 gehörte die Gemeinde Kurzenmoor (heute Gemeinde Seester) einem Feuerlösch-Zweckverband mit den Umlandgemeinden sowie der Stadt Elmshorn an, welcher gemeinsam eine bei der FF Elmshorn stationierte Überlandmotorspritze beschaffte.
1939 erhielt der „Zug 2“ im Ortsteil Seester dann erstmals ein motorisiertes Fahrzeug: Ein Löschfahrzeug der Marke „Benz & Cie“ mit einer Vorbaupumpe von E.C. Flader (Jöhstadt). Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um einen gebrauchten, zum Einsatzfahrzeug umgebauten Pkw handelte. Dafür spricht, dass die Firma Benz im Juni 1926, also 13 Jahre vor der protokollierten Indienststellung in Seester, mit der Firma Daimler zur neuen Daimler-Benz AG verschmolzen ist und die Fahrzeuge des Unternehmens in der Folgezeit nicht mehr als „Benz“, sondern als „Mercedes-Benz“ mit dem bekannten Stern als Markenzeichen vertrieben worden sind. Auch waren bei nachträglich zum Feuerwehrfahrzeug umgebauten Pkw Frontpumpen typisch, da diese durch die Nähe zum Motor viel einfacher zu realisieren waren als bei einem Einbau am Fahrzeugheck, wofür beinahe das gesamte Auto hätte zerlegt werden müssen. Heckpumpen fanden sich deshalb meist nur bei Fahrzeugen, welche schon von Anfang an für die Feuerwehr vorgesehen und aufgebaut worden waren.
Die zeitgenössische Bezeichnung für diesen Fahrzeugtyp war „Kraft(fahr)spritze“, kurz KS, erst später sprach man von „Löschfahrzeugen“.
Teil 2 - Kraftfahrspritze/Gerätewagen "Magirus" um 1940
Im zweiten Teil dieser Serie präsentieren wir das zweite motorisierte Fahrzeug der Wehr. Nachdem der Löschzug im Ortsteil Seester bereits seit 1939 über eine „Kraftfahrspritze“ verfügte, erhielt auch der Löschzug Kurzenmoor wenig später ein gebrauchtes und vermutlich schon Anfang/Mitte der 1920er Jahre gebautes Fahrzeug von Magirus, welches laut Protokollbuch in Barmstedt erworben wurde. Unklar ist dabei, ob der Magirus der dortigen Feuerwehr oder einem Händler abgekauft wurde, da sich in den Aufzeichnungen der Barmstedter Feuerwehr kein Hinweis auf diesen Handel oder das Fahrzeug selbst findet. Der Magirus verfügte noch über eine Hartgummibereifung. Auf eine Leiter wurde verzichtet, da das Fahrzeug sonst nicht mehr in das Kurzenmoorer Gerätehaus gepasst hätte. In einigen Einträgen im Protokollbuch der Wehr wird das Fahrzeug auch als "Gerätewagen" bezeichnet, in einem Einsatzbericht aus den 1950er Jahren wird schon von "Löschfahrzeugen" gesprochen.
Im Dienst war es vermutlich bis 1955 oder 1958, wurde dann durch ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF-T) auf VW T1 ersetzt und versteigert, wobei der Kamerad Karl Schmidt den Zuschlag für 50 DM erhielt.
Teil 3 - Tragkraftspritzenfahrzeuge "VW T1 Bulli" ab 1958
Im dritten Teil dieser Serie gehen wir gleich auf zwei Fahrzeuge der Feuerwehr Seester ein: die TSF-T (Tragkraftspritzenfahrzeug – Trupp) auf VW T1.
1958 wurde das erste von zwei fast baugleichen TSF-T beschafft und im „Spritzenhaus 1“ im Ortsteil Kurzenmoor untergestellt. Nur mit Mühe und einigen Umbauarbeiten passte der VW in das alte Gerätehaus, das schließlich 1966 abgebrochen und durch eine neue Garage schräg gegenüber des alten Schuppens ersetzt wurde.
Wenig später erhielt auch die Löschgruppe im Ortsteil Seester ein TSF-T auf VW T1. Die Fahrzeuge waren jeweils mit einfachem Werkzeug, Schlauchmaterial und Strahlrohren sowie einer transportablen Tragkraftspritze TS 8/8 ausgestattet, die ihren größten Einsatz bei den schweren Sturmfluten 1962 in Elmshorn und 1976 in der Haseldorfer Marsch zu meistern hatten. Aber auch bei zahlreichen anderen Einsätzen und einigen Großfeuern haben die TSF-T wertvolle Hilfe geleistet, ehe sie nach rund 20-jähriger Dienstzeit in den Jahren 1977 (LG Kurzenmoor) und 1978 (LG Seester) durch ihre Nachfolger ersetzt und in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurden.
Teil 4 - Mannschaftstransportwagen "VW T2 Bulli" von 1976
Teil vier dieser Serie beschäftigt sich mit einem Fahrzeug, für das wir zunächst einmal die zeitliche Abfolge der Indienststellung bei der Feuerwehr Seester verlassen, denn der Mannschaftstransportwagen (MTW) vom Typ „VW T2“ fand erst im Jahre 2003 den Weg nach Seester. Da hatte der „Bulli“ mit seinem Baujahr 1976 allerdings auch schon ein stolzes Alter von 27 Jahren erreicht und ist daher das fünft älteste Fahrzeug der Wehr.
Am 1. März 2003 brach mit der Gründung der Jugendfeuerwehr in Seester ein neues Zeitalter an. Zwölf Mädchen und Jungen von zehn bis 16 Jahren verrichteten fortan ihren Dienst in der Nachwuchsabteilung und trafen sich vierzehntägig zu ihren Übungsabenden. Zur Gründungsfeier überbrachte der damalige Kreiswehrführer des Kreises Pinneberg, Bernd Affeldt, der Wehr ein ganz besonderes Geschenk auf vier Rädern: Einen beim Kreis ausgemusterten VW T2. Dieser sollte vorrangig der Jugendfeuerwehr zur Verfügung stehen, darüber hinaus aber auch der Einsatzabteilung wertvolle Dienste leisten.
Der Mannschaftstransportwagen (MTW) wurde ursprünglich 1976 vom Kreis Pinneberg beschafft und als Einsatzleitwagen in der Funkgruppe des Kreisfeuerwehrverbands eingesetzt, um die Wehren bei einer größeren Schadenslage zu koordinieren. Durch seine Zugehörigkeit zum Katastrophenschutzes war der T2 nicht im klassischen Feuerwehrrot, sondern orange lackiert. Nach Auflösung der Funkgruppe, dem Vorgänger der heutigen Technischen Einsatzleitung (TEL) des Kreises, wurden die dort an der Kreisfeuerwehrzentrale in Tornesch-Ahrenlohe stationierten Fahrzeuge nicht mehr benötigt nach und nach an die Wehren des Kreises abgegeben, wo sie trotz ihres hohen Alters teilweise noch viele Jahre lang in unterschiedlichster Funktion als Einsatzleit-, Mannschaftstransport- oder Mehrzweckfahrzeug eingesetzt wurden. Die Feuerwehr Seester erhielt dieses Fahrzeug als Dauerleihgabe kostenlos vom Kreis Pinneberg zur Verfügung gestellt.
Hier wurde es vor allem zum Transport der Jugendlichen und ihrer Ausrüstung zu den Übungsorten, aber auch zu gemeinsamen Ausfahrten und Zeltlägern eingesetzt. Die Einsatzabteilung nutzte den MTW vor allem für Fahrten zu Lehrgängen und Ausbildungen sowie als Nachschubfahrzeug, um bei größeren oder länger dauernden Einsätzen beispielsweise Kraftstoff, Ölbindemittel oder auch nachrückende Kräfte an die Einsatzstelle bringen zu können.
Leider nagte auch an diesem Klassiker der Fahrzeuggeschichte der Zahn der Zeit. Schwere technische Mängel verbunden mit einer anstehenden TÜV-Prüfung sowie fehlende Sicherheitsgurte, die vor allem den Jugendfeuerwehr-Eltern und -betreuern Sorge bereiteten, führten schließlich im Dezember 2004 zur Entscheidung, sich nach knapp zwei Jahren wieder von dem „Bulli“ zu trennen und diesen an den Kreis Pinneberg zurück zu geben. Hier stand das Fahrzeug noch einige Monate auf dem Gelände der Kreisfeuerwehrzentrale in Tornesch-Ahrenlohe und wurde 2005 durch den Kreis Pinneberg endgültig ausgemustert und verkauft.
Teil 5 - Tragkraftspritzenfahrzeuge von 1977 und 1978
Im fünften Teil dieser Serie gehen wir erneut gleich auf zwei Fahrzeuge der Feuerwehr Seester ein: die TSF (Tragkraftspritzenfahrzeuge) aus den Jahren 1977 und 1978.
In diesen Jahren musste die damalige Gemeinde Kurzenmoor kräftig in ihre freiwillige Feuerwehr investieren – jeweils rund 30.000 DM schlugen für die neue Technik zu Buche. Zunächst erhielt die Löschgruppe Kurzenmoor 1977 ihr neues TSF. Den Ausbau fertigte die Firma Meisner aus Rendsburg auf einem VW LT 31. Nur ein Jahr später wurde das TSF der Löschgruppe Seester durch ein neues Fahrzeug ersetzt. Auch hier lieferte die Firma Meisner einen beinahe identischen Ausbau, diesmal allerdings auf einem Mercedes-Benz 308 Fahrgestell.
Anders als ihre Vorgänger, die TSF-T auf VW T1, konnten die beiden neuen Tragkraftspritzenfahrzeuge dank einer zusätzlichen Sitzbank eine Staffel (1/5) anstatt eines Trupps (1/2) transportieren. Die eingeschobene Tragkraftspritze wurde fortan nicht mehr über die Seitentür, sondern über eine mit einem Rollo verschlossene Heckklappe entnommen. Auf dem Mercedes wurden erstmals auch Atemschutzgeräte mitgeführt und in den folgenden Jahren intensiv Atemschutzgeräteträger ausgebildet. Deren Einsatz ist es beispielsweise zu verdanken, dass 1984 ein brennendes Reetdachgebäude am Seesteraudeich durch den vorgenommenen Innenangriff mit verhältnismäßig geringem Schaden gerettet werden konnte. Zunehmend wurden aber auch Werkzeuge zur technischen Hilfeleistung mit den TSF befördert wie beispielsweise ein Mehrzweckzug – eine Folge der zunehmenden technischen Einsätze der Wehr.
Diese beiden Fahrzeuge waren es auch, welche als erstes Einzug in das neue, erstmals gemeinsame Feuerwehrhaus der beiden Löschgruppen erhielten. 1992 wurde dieses durch die mittlerweile in Seester umbenannte Gemeinde am Schulsteig errichtet und ersetzte die beiden alten Garagen in den beiden Ortsteilen. Schmunzelnd erzählt man sich noch heute von den lautstarken Diskussionen der beiden Löschgruppen, welchem der beiden Autos denn nun die Ehre zuteil werden sollte, auf Stellplatz 1 stehen zu dürfen... und dass in der ersten Nacht geisterhafte Gestalten ihr Unwesen in der neuen Unterkunft getrieben haben müssen, denn am nächsten Morgen standen die beiden TSF plötzlich jeweils auf dem Stellplatz des anderen. Schließlich wollte ja keiner „Nummer 2“ sein. Von der wechselhaften Geschichte des Gemeindenamens zeugte übrigens auch die Beschriftung der Fahrzeuge: Während auf den Türen des TSF der Gruppe Kurzenmoor „Freiwillige Feuerwehr Kurzenmoor“ zu lesen war, lautete die Bezeichnung auf dem Seesteraner TSF „Freiwillige Feuerwehr Kurzenmoor-Seester“.
Nach rund 20 Jahren Dienstzeit zeichnete sich eine notwendige Neubeschaffung der beiden TSF ab. Die langen Jahre in den beiden alten, unbeheizten und feuchten Garagen hatten ihre Spuren an den Fahrzeugen und vor allem deren Elektrik hinterlassen. Zudem wuchs die Gemeinde und mit ihr die Anforderungen an die freiwillige Feuerwehr und die dafür benötigte Technik. Mit der Indienststellung des Löschgruppenfahrzeugs vom Typ LF 8/6 wurde 1996 zunächst der VW LT 31 ausgemustert. 1999 traf dann auch der Ersatz für den Mercedes ein, welcher der Wehr aber zunächst noch für ein Jahr als Mehrzweckfahrzeug zur Verfügung stand, dann aber über eine Annonce von der Gemeinde zum Kauf angeboten und im Jahre 2000 an eine Feuerwehr in den neuen Bundesländern veräußert wurde.
Teil 6 - Löschgruppenfahrzeug LF 8/6 von 1996
Mit Teil sechs unserer kleinen Serie verlassen wir nun den „historischen“ Bereich und gehen zum aktuellen Fuhrpark der Feuerwehr Seester über.
Den Anfang macht hier das Löschgruppenfahrzeug LF 8/6, welches in 1996 nach fast 20 Dienstjahren das alte TSF (VW LT 31) von 1977 ersetzte.
Aufgrund des sich stark wandelnden Einsatzspektrums der Feuerwehren hinein in den Bereich der technischen Hilfeleistung und des Umweltschutzes, aber auch der medizinischen Erstversorgung sowie der zunehmenden Unwettereinsätze wurde die Anschaffung eines neuen, größeren Fahrzeugs erforderlich. Mit dem Bau des Feuerwehrhauses 1992 war hierfür bereits die räumliche Voraussetzung geschaffen worden, ein solches Fahrzeug auch unterstellen zu können.
Die Firma Schlingmann aus Dissen in Niedersachsen baute das Löschfahrzeug auf einem Lkw-Fahrgestell von Mercedes-Benz, Typ 814 F, auf. Damit verbunden waren viele Neuerungen in der Feuerwehr: Das Fahrzeug konnte nun anstatt einer Staffel (1/5) eine Löschgruppe (1/8) befördern, zwei von vier Atemschutzgeräten konnten fortan noch während der Fahrt angelegt werden und erstmals erhielt die Seesteraner Feuerwehr einen hydraulischen Rettungssatz mit Spreizer und Schere für die Rettung von verunfallten Personen beispielsweise aus zerstörten Autos, welcher in den letzten Jahren mehrfach eingesetzt werden musste. Zudem hatte das neue Gefährt eine fest eingebaute Pumpe sowie einen 600-Liter-Wassertank mit einer 50-Meter-Schnellangriffseinrichtung an Bord, mit Hilfe dessen nun in wenigen Sekunden ein erster Löschangriff noch vor dem Aufbau einer Wasserversorgung von einem Hydranten oder einer offenen Wasserstelle aus möglich war. Ein mitgeführtes Aggregat stellt die Stromversorgung an der Einsatzstelle sicher.
Durch das zulässige Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen konnte das LF 8/6 – die „8“ steht in der Bezeichnung für die Pumpenleistung von 800 Litern pro Minute, die „6“ für den Tankinhalt von 600 Litern Wasser – problemlos mit dem Führerschein der alten Klasse 3 (Pkw bis 7,5 Tonnen) gesteuert werden. Nach Einführung der EU-Fahrerlaubnis und der damit verbundenen Änderung der Führerscheinklassen war dies mit der Pkw-Klasse „B“ (bis 3,5 Tonnen) allerdings nicht mehr möglich, so dass die Gemeinde Seester nunmehr regelmäßig Kameradinnen und Kameraden der Wehr eine Führerscheinausbildung der Lkw-Klasse C absolvieren lässt.
Auch in den Folgejahren hat sich das Aufgabenfeld der Feuerwehren stetig weiter entwickelt. Daraus resultierten seit 2000 einige bauliche Änderungen am Fahrzeug, um die erforderliche Ausrüstung unterbringen zu können. Auf die ursprünglich mitgeführte Tragkraftspritze TS 8/8 wurde verzichtet, der Schlitten ausgebaut und so Platz geschaffen für diverses Werkzeug, hydraulische Rettungsstempel sowie eine umfangreiche Erste-Hilfe-Ausrüstung, die hauptsächlich durch die mittlerweile ausgebildeten Sanitäter der Wehr eingesetzt wird. Die Staukiste auf dem Fahrzeugdach wurde durch eine größere ersetzt und in Eigenarbeit ein auf dem Dach schnell aufzubauender Lichtmast geschaffen. Aufgrund der stetig zunehmenden Einsätze auf den Landes-und Kreisstraßen ist zudem am Heck eine Signalanlage zur besseren Absicherung, ein sogenannter „Tri-Blitz“, installiert und zur besseren Wahrnehmung des Fahrzeugs auf Einsatzfahrten das ursprünglich verbaute Bosch-Starktonhorn durch eine Pressluftfanfare der Firma Max Martin ausgetauscht worden. Die Umstellung der analogen auf eine digitale Funktechnik im Bereich der Leitstelle West bedingt nun in den kommenden Wochen auch in diesem Bereich eine bauliche Veränderung.
Das LF 8/6 ist seit seiner Indienststellung das erstausrückende Fahrzeug der Feuerwehr Seester und dank seiner umfangreichen Ausstattung „Mädchen für alles“ im Fuhrpark. Mit dem im Herbst 2016 erwarteten, neuen Löschfahrzeug, welches das TSF ersetzen soll, wird sich der Bereich der technischen Hilfeleistung auf dieses Fahrzeug verlagern, so dass dann der Schwerpunkt des mittlerweile 20 Jahre alten LF 8/6 künftig im Bereich der Wasserversorgung liegen wird. Hierfür wird der Mercedes dann weitestgehend wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt und beispielsweise der TS-Schlitten wieder eingebaut werden, um die momentan auf dem TSF verlastete TS 8/8 transportieren zu können.
Teil 7 - Tragkraftspritzenfahrzeug von 1999
Im siebten Teil unserer Serie blicken wir auf eine Neubeschaffung aus dem Jahre 1999. Kurz vor der Jahrtausendwende konnte die Feuerwehr Seester ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) als Ersatz für den Mercedes aus dem Jahre 1978 in Empfang nehmen. Anders als seine Vorgänger verfügt das neue TSF über einen von der Fahrerkabine getrennten Kofferaufbau auf einem Fahrgestell Mercedes-Benz 312 D Sprinter. Wie schon beim LF 8/6 wurde auch hier der Aufbau durch die Firma Schlingmann aus Dissen (Niedersachsen) realisiert. Durch die klare Trennung von Gerätekoffer und Mannschaftskabine wird ein höheres Maß an Sicherheit erzielt, da sich Teile der Beladung während der Fahrt oder bei einem möglichen Unfall nicht mehr lösen, im Mannschaftsraum umherfliegen und dabei die Fahrzeuginsassen verletzen können.
Die komplette Beladung des Vorgänger-Fahrzeugs, welches noch einige Zeit als Mannschaftstransporter bzw. Mehrzweckfahrzeug seinen Dienst in Seester verrichtete, konnte in das neue TSF übernommen werden und hat sich in der Ausstattung bis heute nur geringfügig verändert. Das Fahrzeug transportiert u.a. die Tragkraftspritze TS 8/8 vom Typ Iveco, eine 2-teilige Steckleiter, Schläuche und Armaturen für den Löschangriff sowie 4 Atemschutzgeräte. Hinzu sind im Laufe der Jahre lediglich noch eine Motorkettensäge und eine Tauchpumpe TP 4/1 gekommen, um bei einer Häufung von Einsätzen nach einem Unwetter eigenständig agieren und Einsatzstellen abarbeiten zu können. Moderne Hohlstrahlrohre haben nach und nach die herkömmlichen Strahlrohre ersetzt.
Der Einsatzschwerpunkt des TSF liegt in der Wasserversorgung. Bei einem Brandeinsatz führt das TSF in der Regel dem Löschfahrzeug das Wasser zu, kann aber auch selbstständig einen Löschangriff vornehmen. Bei Einsätzen auf den Landes- oder Kreisstraßen übernimmt das TSF die Absicherung der Einsatzstelle.
Mit seinen nunmehr 17 Jahren ist der Sprinter noch sehr gut in Schuss. Allerdings haben sich sowohl die technischen Anforderungen an die Feuerwehr und ihre Ausrüstung als auch die gesetzlichen Vorgaben über die Jahre hinweg stark gewandelt. Notwendige Ausrüstung kann zur Zeit nicht mehr auf den vorhandenen Fahrzeugen verlastet werden, da die Gewichts- und Raumreserven restlos ausgeschöpft sind. Ein nach Landesvorgaben aufgestellter Brandschutzbedarfsplan für die Gemeinde Seester ist hier schon vor mehr als drei Jahren zu dem Ergebnis gekommen, dass dringender Handlungsbedarf besteht, so dass der Gemeinderat im Spätsommer 2015 nach einer europaweiten Ausschreibung den Auftrag für ein neues Löschgruppenfahrzeug als Ersatz für das TSF erteilt hat. Eine erste Baubesprechung beim Fahrzeugaufbauer in Dissen findet in der kommenden Woche statt, so dass mit der Lieferung des neuen LF 10 im IV. Quartal 2016 gerechnet wird und das TSF dann außer Dienst gehen wird.
Teil 8 - Einsatzleitwagen ELW 1 von 2002/2005
Dritter im Bunde des aktuellen Fuhrparks der Feuerwehr Seester ist der Einsatzleitwagen ELW 1, den wir in diesem achten und letzten Teil der Fahrzeug-Serie vorstellen.
Nachdem der aus Katastrophenschutz-Beständen stammende Mannschaftstransportwagen (MTW) „VW T2 Bulli“ aufgrund seiner technischen Mängel Ende 2004 an den Kreis Pinneberg zurückgegeben und dort außer Dienst gestellt werden musste, hatte vor allem die Jugendfeuerwehr, aber auch die Einsatzabteilung der Wehr ein Transportproblem. Mit dem TSF konnten nur wenige Personen befördert werden. Das LF 8/6 stand für Lehrgangsfahrten und größere Wegstrecken nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung, da es als Erstangriffsfahrzeug sowohl für die Brandbekämpfung als auch für die technische Hilfeleistung die Einsatzbereitschaft in der Gemeinde aufrecht erhalten musste.
Ziemlich schnell war man sich darin einig, ein neues Transportfahrzeug zu beschaffen, dass zudem durch seine Ausstattung die örtliche Einsatzleitung bei der Koordination von Einsätzen unterstützen sollte. Ein Neufahrzeug schied allerdings von Anfang an aus Kostengründen aus, das von der Gemeinde bewilligte Budget von ca. 15.000 EUR war denkbar knapp kalkuliert. Nach einigen Wochen stieß man dann bei einem Elmshorner Autohaus auf einen gebrauchten, zivilen Opel Movano. Der 2002 erstzugelassene Transporter war zunächst drei Jahre lang beim Arbeiter-Samariter-Bund im Behindertentransport eingesetzt gewesen und konnte günstig erworben werden. Spender aus der Gemeinde sowie Zuschüsse aus der Brandschutzsteuer machten den Erwerb und den Umbau möglich. Letzterer wurde zum einen durch die Firmen Hollnagel und Oehlers, zum anderen durch die Mitarbeiter der Kreisfeuerwehrzentrale Pinneberg sowie in Eigenarbeit durchgeführt wurde. Im Herbst 2005 fand die offizielle Indienststellung als Einsatzleitwagen ELW 1 statt.
Der ELW 1 ist u.a. mit zwei Fahrzeug- (4-Meter-Band) sowie diversen Handsprechfunkgeräten (2-Meter-Band) und Mobiltelefon ausgerüstet und verfügt neben diversem Material für die Einsatzführung über einen Klapptisch, eine Standheizung und ein Atemschutzgerät für eine erste Erkundung durch den Einsatzleiter. Auch zwei Schwimmwesten befinden sich an Bord. Darüber hinaus können mit dem Movano bis zu 9 Personen befördert und im Laderaum diverses Material mitgeführt werden.
Mit seiner nachgerüsteten Anhängerkupplung ist der ELW 1 zudem Zugfahrzeug für den Transportanhänger der Wehr und steht der Jugendfeuerwehr, aber auch den aktiven Kameraden für Dienst- und Lehrgangsfahrten zur Verfügung.
Der Anhänger konnte Ende 2013 bei der Firma Ahsbahs in Horst (Holstein) aufgebaut und im Januar 2014 in Dienst gestellt werden.
Im Einsatzfall rücken Einsatzleiter und Zugführer mit dem ELW aus, um nach Möglichkeit noch vor Eintreffen der Mannschaft die Einsatzstelle erkunden zu können. Bei größeren Einsätzen werden von hier aus nachrückende Wehren koordiniert und logistische Aufgaben wahrgenommen.
Für Absicherungsaufgaben bei Einsätzen auf Land- und Kreisstraßen ist am Heck eine Signalanlage angebracht.
Mit dem achten Teil endet an dieser Stelle unsere kleine Serie zu den Fahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehr Seester. Wie keine andere Ausrüstung bildet der Fuhrpark die technische Entwicklung und die sich wandelnden Aufgaben einer Feuerwehr ab.
Mit der Neubeschaffung des neuen Löschgruppenfahrzeugs schreibt die FF Seester ab Herbst diesen Jahres ein weiteres Kapitel der Fahrzeuggeschichte – für uns Grund genug, neben dem Blick in die Zukunft auch noch mal einen Blick zurück zu werfen.
Leider sind die Aufzeichnungen in den Protokollbüchern vor allem aus der ersten Hälfte des vorgigen Jahrhunderts sehr lückenhaft. Weitere Informationen zu unseren ehemaligen Fahrzeugen, zu ihrer Herkunft und ihrem Verbleib, sowie weitere Fotos sind uns daher herzlich willkommen!
Mehr zur Geschichte der Feuerwehr Seester sowie der technischen Entwicklung unter http://www.feuerwehr-seester.de/seite/242149/geschichte.html
Informationen zum aktuellen Fuhrpark der Feuerwehr finden sich hier: http://www.feuerwehr-seester.de/seite/252193/einsatzfahrzeuge.html
Stand: April 2016