Einsätze: Orkantiefs "Ylenia" und "Zeynep" fordern FF Seester mehrfach
Bereits seit Tagen hatten die verschiedenen Wetterdienste vor einer Sturmserie gewarnt, die ab Mittwoch Abend über Norddeutschland hereinbrechen sollte.
Orkantief "Ylenia" 17.02.2022
Während es am Abend und in der Nacht für die ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte in Seester noch ruhig blieb, galt es am frühen Donnerstag Morgen ab ca. 6:30 Uhr dann gleich mehrere Einsätze abzuarbeiten.
Zunächst meldete ein Autofahrer dem Bürgermeister Claus Hell telefonisch einen Fahnenmast, der in einem Vorgarten umgeknickt war und in ca. 2 Metern Höhe quer über die Dorfstraße ragte. Durch die Leitstelle West wurde die Kleinalarmschleife-Tag alarmiert. Bei Eintreffen des ersten Fahrzeugs hatte der Grundstücksbesitzer den beschädigten Fahnenmast bereits selbstständig demontiert und entfernt, so dass die Feuerwehr hier nicht weiter tätig werden musste.
Noch während des Ausrückens wurde allerdings ein umgestürzter Baum im Kurvenbereich der Straße Groß Sonnendeich gemeldet. Dieser sorgte auch dafür, dass mehrere Feuerwehrkräfte auf der Fahrt zum Feuerwehrhaus einen Umweg fahren mussten, da der Baum die gesamte Fahrbahn blockierte. Das LF 10-TH und das LF 8/6 fuhren daraufhin direkt zur Einsatzstelle Groß Sonnendeich durch und beseitigten den Baum mit Hilfe von Motorkettensägen.
Im weiteren Verlauf wurde durch die Besatzung des ELW 1 ein umgestürzter Baum in der Straße Seesteraudeich entdeckt, der den Fußweg sowie einen Teil der Fahrbahn versperrte. Da der Baum nur umgeknickt und nicht vollständig abgebrochen war, musste auch hier das LF 10-TH anrücken, um mit Hilfe einer Kettensäge den die Verkehrswege freiräumen zu können.
Orkantief "Zeynep" 18.02.2022/19.02.2022
Um 22:22 Uhr wurde die Kleinalarmschleife-Tag der Feuerwehr Seester in die Straße Twiete alarmiert. Dort hatten sich an dem Nebengebäude eines Einfamilienhauses mehrere Kunststoff-Dachwellplatten gelöst. Zwei von ihnen waren bereits in den benachbarten Gärten gelandet - glücklicherweise ohne dabei weiteren Sach- oder gar Personenschaden anzurichten. Die beiden Platten wurden gegen ein weiteres Umherfliegen gesichert und die übrigen Platten auf dem Dach provisorisch mit Spanngurten befestigt. Auch an einem Anbau des dazugehörigen Wohngebäudes wurden sich lösende Dachteile festgestellt. Diese wurden mit Hilfe von Sandsäcken, die ein ortsansässiger Landwirt zur Verfügung stellte, gesichert. Gegen 23:30 Uhr konnten die Kräfte wieder einrücken.
An langen Schlaf war allerdings nicht zu denken, denn bereits um 1:04 Uhr schrillten erneut die digitalen Meldeempfänger der FF Seester. An der Straße Seesteraudeich galt es, einen quer über die Straße liegenden Baum zu zersägen und die Fahrbahn zu räumen. Mit zwei Motorkettensägen war diese Aufgabe innerhalb einer halben Stunde gelöst.
Während des Einsatzes bemerkten Anwohner eines benachbarten Hauses, dass sich Dachziegel an ihrem Gebäude lösten und hinabzufallen drohten oder bereits gefallen waren. Hier wurden die losen Ziegel gesichert.
Bei einer abschließend durchgeführten Kontrollfahrt durch die Gemeinde konnten keine weiteren Sturmschäden in öffentlichem Raum festgestellt werden, so dass die Wehr gegen 2:15 wieder einrücken und die letzten Kameradinnen und Kameraden nach Reinigung der Sägen und Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft um 2:45 Uhr wieder in ihre Betten entlassen werden konnten.
Die starken Regenfälle der letzten Tage und Wochen in Verbindung mit einer Sturmflut an der Elbe sorgten für einen extrem hohen Wasserstand der Vorfluter und Gräben in der Seestermüher Marsch. Aufgrund des hohen Gundwasserpegels drang Wasser in einen Keller in der Hörnstraße, der aufgrund der überlasteten Oberflächenentwässerung mit denvorhandenen privaten Pumpen nicht ausgepumpt werden konnte. Nachdem um 11:36 Uhr die Kleinalarmschleife-Tag der FF Seester alarmiert wurde, wurde das Wasser aus dem hausnahen Graben mit den Fahrzeugpumpen des LF 10-TH und des LF 8/6 in einen anderen Graben umgepumpt. Dies zeigte allerdings nur geringe Wirkung, da das Wasser aus den vollen Vorflutern in den Graben nachfloss. Daraufhin wurde mit der Tauchpumpe TP 8-1 eine hauseigene Zisterne leer gepumpt, in die der Keller nun durch den Eigentümer mit eigenen Mitteln entwässert werden kann. Einsatzende um 13.40 Uhr.
Ylenia und Zeynep: Mehr als 800 Einsätze im Kreisgebiet Pinneberg
17.02.2022 - Kreisgebiet Pinneberg, Ylenia und Zeynep – die Namen der beiden Sturmtiefs, die in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (16./17. Februar) und von Freitag auf Sonnabend (18./19. Februar) über den Kreis Pinneberg rauschten und wüteten – werden in jedem Jahresbericht auftaucht. Mehr als 800 Mal wurden die freiwilligen Feuerwehren im Kreis Pinneberg innerhalb von 72 Stunden zu Hilfe gerufen. Anders ausgedrückt: Innerhalb von drei Tagen ist ein Drittel des Einsatzaufkommens eines durchschnittlichen Jahres abgearbeitet worden. Mit nur einer kurzen Verschnaufpause am Freitag. Alles rein ehrenamtlich. Mit wenigen Ausnahmen war jede Wehr im Kreis von den Folgen der beiden heftigen Stürme betroffen.
Wie groß die entstandenen Sachschäden sind, ist kaum abzusehen. Welche Schäden durch Feuerwehr und Technisches Hilfswerk abgewendet worden sind ebenfalls nicht. Unzählige Bäume sind auf Pkw und Häuser gefallen, Dächer von Häusern und Hallen wurden ganz oder teilweise abgedeckt. In Wedel schloss die Feuerwehr wegen angekündigten schweren Sturmflut die Flutschutztore. Die schwere Sturmflut im Elbegebiet machte aber ansonsten kein weiteres Eingreifen der Feuerwehren erforderlich.
Verletzte gab es zum Glück kaum. Am Donnerstagmorgen ist in Elmshorn auf der Bundesstraße 431 eine Frau in ihrem Pkw von einem umstürzenden Baum getroffen worden. In Quickborn verletzte sich am Sonnabend ein Feuerwehrmann, so dass auch er im Krankenhaus behandelt werden musste. Ohnehin war Quickborn die am stärksten betroffene Stadt im Kreisgebiet. Bis Samstagnachmittag sorgte „Zeynep“ dort für 112 Einsätze. Ab 15 Uhr konnte die Zahl der eingesetzten Einsatzkräfte zurückgefahren werden. Diese waren verständlicherweise zumeist auch am Ende ihrer Kräfte. Wehrführer Wido Schön sprach von einer extrem seltenen Großschadenslage durch die beiden dicht aufeinanderfolgenden Tiefs. Er bedankte sich bei allen beteiligten Kameradinnen und Kameraden für die unermüdliche Einsatzbereitschaft und die tolle Zusammenarbeit bei der größten Lage seit vielen Jahren.
Kreisbrandmeister Frank Homrich lobt insbesondere die gute Zusammenarbeit mit den anderen Hilfsorganisationen und der Leitstelle, die sich bereits frühzeitig auf den Orkan vorbereitet hatte. Außerdem zeigte sich Homrich erleichtert, dass bei Zeynep keine Personen zu Schaden gekommen sind. "Der Sturm wütete in der Nacht. Dadurch waren weniger Menschen unterwegs. Aber sicherlich haben sehr viele Menschen auch die Warnungen beherzigt und sind zuhause gelieben. Das war gut", sagt Homrich, fügt aber hinzu: "Das ganze Wochenende ist noch mit Sturmböen zu rechnen. Daher ist immer noch Vorsicht geboten. Insbesondere Waldgebiete sollten gemieden werden."
Der Kreisbrandmeister rät, die amtlichen Unwetterwarnungen und die damit verbundenen Handlungsanweisungen zu befolgen.
Quelle: Pressemitteilung Kreisfeuerwehrverband Pinneberg