02.08.2012, FEU 3, Vollbrand Reetdachgebäude
Datum: Dienstag, 02. August 2015, 10.270 Uhr
Einsatzort: Seester, Kurzenmoor
Einsatz: FEU 3, Vollbrand Reetdachgebäude
Eingesetzte Kräfte: FF Seester (3 Fahrzeuge, 35 Kräfte), FF Klein Nordende, FF Seestermühe, FF Elmshorn, KFV Pinneberg (KBM, Pressesprecher, Schlauchwagen), Rettungsdienst RKiSH, DRK Elmshorn (Versorgung), Polizei, Kriminalpolizei, diverse Privatunternehmen
Einsatzleiter: OBM Arne Feja, stellv. Wehrführer FF Seester
Seester. Am Donnerstag Vormittag zog ein kurzes, heftiges Gewitter über die Gemeinde Seester. Mehrere Augenzeugen sahen einen Blitz, der in den zum Teil erst vor zwei Wochen mit frischem Reet eingedeckten, rund 200 Jahre alten Bauernhaus an der Straße Kurzenmoor in der Gemeinde Seester einschlug und dieses umgehend in Brand setzte. Binnen weniger Sekunden stand der gesamte Dachstuhl in Flammen, so dass bereits die Alarmierung der ersten Kräfte "Vollbrand Reetdachhaus" lautete. Im ersten Abmarsch wurde für die Feuerwehren aus Seester und Klein Nordende Vollalarm gegeben. Noch während der Anfahrt erhöhte die Leitstelle West aufgrund der großen Anzahl an eingehenden Anrufen die Alarmstufe und alarmierte die Feuerwehr Elmshorn mit hinzu.
Ersteintreffenden Kräften der Feuerwehr und der Polizei gelang es, eine 78-jährige Bewohnerin unverletzt aus dem Haus zu retten. Die übrigen Bewohner befanden sich bei Brandausbruch im Urlaub. Ebenfalls gerettet werden konnte eine Katze.
Aufgrund des fortgeschrittenen Brandstadiums bei Eintreffen der ersten Fahrzeuge rund 5 Minuten nach der Alarmierung lag das Hauptaugenmerk der Arbeiten bereits früh auf den Schutz der zum Teil ebenfalls mit Reet eingedeckten Nachbargebäude. Vor allem eine direkt an das Brandobjekt angebaute Scheune galt es zu schützen, da sich über diese das Feuer leicht seinen weg zum Nachbargebäude gebahnt hätte. Das Hauptgebäude selbst sowie die rückwärtig angebauten Gebäude waren nicht mehr zu retten. Es wurden parallel mehrere Schlauchleitungen sowohl von einem Bohrbrunnen an der Kreuzung Schulsteig/Kurzenmoor als auch von zwei Unterflurhydranten an der Straße Kurzenmoor aufgebaut. Aufgrund der Entfernung zu den Wasserentnahmestellen von jeweils mehreren hundert Metern waren hier zahlreiche Pumpen und eine große Menge an Schlauchmaterial von Nöten. Der Schlachwagen des Kreisfeuerwehrverbandes Pinneberg brachte in Einsatzfahrt weiteres Schlauchmaterial sowie Atemluftflaschen an die Einsatzstelle. Aufgrund der weiten Wege und der benötigten Atemschutzgeräteträger - aufgrund der starkenb Rauchentwicklung waren Arbeiten in direkter Nähe zum Brandobjekt nur unter schwerem Atemschutz möglich - wurde eine halbe Stunde nach Einsatzbeginn auch die Feuerwehr Seestermühe alarmiert. Weiterhin fuhren der Kreisbrandmeister und der Kreispressewart die Einsatztstelle an. Letzterer kümmerte sich um die zahlreich an der Einsatzstelle eintreffenden Medienvertreter. Die Drehleiter der Feuerwehr Elmshorn ging auf einem Nachbargrundstück in Stellung, um von oben Löscharbeiten durchzuführen. Zum Einsatz kamen zeitweise bis zu drei Wasserwerfer sowie zahlreiche Strahlrohre.
Der mit zwei Rettungswagen im Einsatz befindliche Rettungsdienst hatte während der Arbeiten mehrere Personen zu versorgen. Dabei handelte es sich neben erschöpften Feuerwehrleuten, welche bei hochsommerlichen Temperaturen unter ihrer schweren Schutzkleidung Höchstleistungen vollbringen mussten, auch um Schaulustige und Angehörige der Bewohner. Die eingesetzten Kräfte, vor allem die eingesetzten Atemschutzgeräteträger, wurden laufend vom Rettungsdienst überwacht. Für die Versorgung der Einsatzkräfte wurde schließlich das DRK Elmshorn alarmiert, welches eine warme Mahlzeit und zubereitete und Getränke stellte. Auch zahlreiche Nachbarn unterstützten die Einsatzkräfte mit belegten Broten und Mineralwasser. Letzteres musste im Verlauf des Einsatzes aufgrund der schweren Arbeit und der hohen Temperaturen mehrfach nachgeordert werden. Als Rückzugsmöglichkeit für die erschöpften Kräfte diente hier der auf einem Nachbargrundstück aufgestellte Abrollbehälter "Aufenthalt" der Elmshorner Feuerwehr.
Nachdem das Hauptgebäude weitestgehend herunter gebrannt war und die angrenzende Scheune gehalten werden konnte, wurden die Nachlöscharbeiten, unter anderem auch mit Löschschaum, eingeleitet. Ein örtlicher Lohnunternehmer unterstützte die Arbeiten mit einem Raupenbagger. Strom- und Wasserversorger kappten im Einsatzverlauf die Versorgungsleitungen zum Brandobjekt. Ab ca. 16 Uhr konnten die Nachbarwehren nach und nach aus dem Einsatz herausgelöst werden. Die letzten Kräfte verließen die Einsatzstelle gegen 20 Uhr, wobei ein Teil der Schlauchleitungen für eventuelle Nachlöscharbeiten vor Ort verblieben.
Parallel zu diesem Einsatz wurde die Feuerwehr Klein Nordende zwischenzeitlich noch zu einer Rauchentwicklung im eigenen Gemeindegebiet alarmiert. Umgehend wurden zwei Fahrzeuge aus dem Einsatz in Seester herausgelöst uns an die Einsatzstelle "Auenland" entsendet. Hier entpuppte sich der mutmaßliche Brand einer Photovoltaikanlage glücklicherweise als Verdampfung infolge eines technischen Defekts, so dass die abgezogenen Kräfte nach rund einer halben Stunde wieder die ursprüngliche Einsatzstelle in Seester anfahren konnten.
Gegen 21.30 Uhr mussten die Kräfte der Feuerwehr Seester erneut die Einsatzstelle anfahren. Immer wieder aufglimmende Brandnester im Stroh und Reet der Brandruine machten Nachlöscharbeiten erforderlich. Nach ca. 2 Stunden wurde eine Berieselungsanlage aufgestellt, welche die Stroh- und Reethaufen über Nacht durchfeuchten und so die Brandnester löschen soll. Während der Nacht wird die Brandstelle regelmäßig durch Feuerwehrkameraden kontrolliert.
Über ein weiteres Vorgehen wird dann im Laufe des Freitags entschieden.
Um 9.00 Uhr am Freitag, 3. August, machte sich erneut eine Gruppe auf den Weg zur Einsatzstelle, um weitere Nachlöscharbeiten durchzuführen, die Standorte der aufgestellten Wasserwerfer zu verändern und einen Teil der Schlauchleitungen zurückzubauen.
Nachdem einzelne Kameraden das Wochenende über immer wieder einzelne Brandnester bekämpften, wurden am Montag Abend, 6. August 2012 nochmals umfangreiche Nachlöscharbeiten durch die Gruppe 2 der Feuerwehr Seester notwendig, wobei unter anderem größere, innen brennende Balken mit der Motorkettensäge zersägt wurden und die immer noch glimmenden Heu- und Reetreste in zweistündiger Arbeit zum Teil mit Forken auseinander gezogen und abgelöscht wurden. Es bleibt auch weiterhin ein kompletter Löschangriff vor Ort aufgebaut.
Wieder aufflammende Glutnester in den Ruinen machten auch am späten Freitag Nachmittag, 10. August 2012, kurzzeitige Nachlöscharbeiten notwendig.
Weblinks
• Pressemitteilung des KFV Pinneberg
• TVR-News Nachrichtendienst