18.07.2006, Brennt Bauernhof
Datum: Dienstag, 18. Juli 2015, 16.02 Uhr
Einsatzort: Seester, Groß Sonnendeich
Einsatz: FEUER, f3, Brennt Bauernhof
Eingesetzte Kräfte: FF Seester (3 Fahrzeuge, 30 Kräfte), FF Klein Nordende (4 Fahrzeuge, 30 Kräfte), FF Elmshorn (7 Fahrzeuge, 50 Kräfte), KFV Pinneberg (Pressesprecher, KBM, Schlauchwagen), Rettungsdienst (1 RTW, 2 Kräfte), Polizei
Einsatzleiter: BM Arne Feja (Stellvertr. Wehrführer FF Seester)
Seester - Zu einem der wohl größten Einsätze ihrer Geschichte musste die Feuerwehr Seester am Dienstag Mittag ausrücken. Gleich mehrere Anrufer hatten der Integrierten Regionalleitstelle West in Elmshorn ein Großfeuer gemeldet, jedoch mit zum Teil sehr wagen Ortsangaben.
Mit dem Stichwort "brennt reetgedecktes Gebäude in voller Ausdehnung in der Dorfstraße" löste die Leitstelle schließlich für die Kameraden aus Seester Vollalarm aus und setze gleichzeitig laut Alarm- und Ausrückeordnung ebenfalls die freiwilligen Wehrleute aus Klein Nordende zur nachbarschaftlichen Löschhilfe in Marsch.
Schon auf der Anfahrt wenige Minuten nach Alarmierung konnte der stellvertretende Wehrführer der Feuerwehr Seester, Arne Feja, den Brand lokalisieren: Nicht an der Dorfstraße, sondern an der Straße Groß-Sonnendeich stand gleich der gesamte Gebäudekomplex eines im 17. Jahrhundert erbauten ehemaligen Bauernhofes, der heute als Pferdezuchtbetrieb genutzt wird, in Vollbrand. Neben dem reetgedeckten kombinierten Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden auch eine ebenfalls reetgedeckte Scheune, eine weitere kleinere Scheune, sowie ein offener Unterstand samt Traktor und weiterem landwirtschaftlichem Gerät ein Raub der Flammen. Weiterhin waren mehrere benachbarte und ebenfalls reetgedeckte und in Windrichtung liegende Gebäude durch den starken Funkenflug gefährdet.
Sofort lies Einsatzleiter Arne Feja auch die Feuerwehr aus Elmshorn alarmieren, die unter anderem mit ihrer Drehleiter anrückte.
Personen waren beim Eintreffen der ersten Feuerwehrkameraden nicht mehr im Gebäude. Zwei Bewohner konnten sich kurz zuvor selbst aus dem Gebäude retten, eine Person davon, barfuß und nur bekleidet mit Unterhose und T-Shirt, durch einen Sprung aus einem Fenster im Erdgeschoss. Auch fünf Pferde, ein Hund und eine Katze konnten gerettet werden, weitere Pferde befanden sich glücklicherweise außerhalb des Gebäudes auf den Wiesen.
In mehrstündiger Arbeit wurden die Brandbekämpfung vorgenommen und die Nachbargebäude vor dem Funkenflug geschützt. An einen Innenangriff war aufgrund des fortgeschrittenen Brandstadiums bereits beim Eintreffen der ersten Kräfte nicht mehr zu denken. Anrufer meldeten der Leitstelle, dass sogar im etwa 10 Kilometer entferntem Uetersen brennende Reethalme angeflogen kamen und im ebenfalls ca. 10 Kilometer entferntem Moorrege eine starke Rauchentwicklung gemeldet wurde, die offensichtlich auf das Niederschlagens des vom Feuer in Seester stammenden Rauchs zurückzuführen war. Glücklicherweise traten durch den Funkenflug keine weiteren Flächenbrände auf den durch die langanhaltende Hitzeperiode ausgedörrten Feldern auf.
Als Wasserentnahmestellen dienten zunächst ein in unmittelbarer Nähe vorhandener Unterflurhydrant sowie ein Bohrbrunnen, im weiteren Einsatzverlauf wurde auch Wasser aus einem mehrere Hundert Meter entferntem Entwässerungskanal, sowie aus einem kleinen Wasserlauf entnommen. Eine Druckerhöhung im Netz des Wasserversorgers konnte aufgrund der Witterung nicht vorgenommen werden, ohne einen Rohrbruch zu riskieren. Mehr als 100 Kräfte kamen hierbei mit 13 Fahrzeugen zum Einsatz. Der Schlauchtransportwagen des Kreisfeuerwehrverbandes brachte Schlauchmaterial und Atemluftflaschen an die Einsatzstelle. Auch Kreiswehrführer Bernd Affeldt und Seesters Bürgermeister Uwe Hell eilten an die Einsatzstelle, um sich vor Ort einen Überblick über die Lage zu verschaffen.
Bei den Medien stieß dieser Einsatz auf großes Interesse - unzählige Reporter der Tageszeitungen und zwei Kamerateams berichteten vom Geschehen. Leider zog dieser weithin sichtbare Brand auch viele Schaulustige an, und zahlreiche Autofahrer zeigten an den Straßensperren wenig Verständnis für die mehrstündige und notwendige Vollsperrung der Straße und machten dies durch "unfreundliche" Bemerkungen deutlich. Daraus resultierend und in Absprache mit der Polizei wird künftig jede Beleidigung gegen einen Feuerwehrkameraden zur Anzeige gebracht!
Nach rund 2,5 Stunden waren die Flammen soweit bekämpft, dass die Nachlöscharbeiten beginnen konnten. Hierbei unterstützte auch ein ortsansässiger Lohnunternehmer mit einem Raupenbagger, der einsturzgefährdete Giebel und Balken einriss und glimmendes Stroh und Reet zum Ablöschen auseinader zog. Die Nachbarwehren konnten in der Folgezeit ab ca. 16.00 Uhr nach und nach aus dem Einsatz herausgelöst werden.
Gegen 20.00 Uhr wurde der Leitstelle schließlich "Feuer aus" gemeldet. Eine Brandwache verblieb in drei Schichten bis ca. 6.00 Uhr an der Einsatzstelle und musste die ganze Nacht über immer wieder aufflammendes Stroh und Reet ablöschen. Um 6.00 Uhr wurde mit Hilfe von 5 C-Strahlrohren schließlich eine Art "Sprinkleranlage" aufgebaut, welche das glimmende Material durchnässen sollte. Die Kameraden konnten nun erst einmal zurück an ihren Arbeitsplatz oder ins Bett, die Einsatzstelle und die Schlauchleitungen wurden stündlich von Kameraden begutachtet.
Gegen 18.00 Uhr konnte schließlich ein Teil der aufgebauten Schlauchleitungen zurückgebaut werden, zwei Strahlrohre mit Wasser bis zum Verteiler bleiben aber bis Donnerstag abend gegen 19.00 Uhr in Bereitstellung.
An dieser Stelle sei auch noch einmal der Ehefrauen der Feuerwehrkameraden und den Nachbarn gedankt, welche gekühlte Getränke und belegte Brote an die Einsatzstelle brachten. Angesichts der heißen Witterung mit Temperaturen von mehr als 30°C und der schweren Schutzkleidung der Feuerwehrleute fanden gerade die Getränke reißenden Absatz.